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San Bernardino, Cordillera, Paraguay
DE - Ich bin Übersetzer in modernen Sprachen (Deutsch, Englisch und Spanisch) ES - Soy traductor en idiomas modernos (alemán, inglés y español) UK - I am a translator in modern languages (english, german and spanish) TRADUCTOR PÚBLICO N° 1.078 - KONTAKT/CONTACTO: carlphilipsommerlad@gmail.com / csommerlad@hotmail.com

Montag, 29. Oktober 2012

Startschwierigkeiten beim Oktoberfest SanBer 2012

Nun, liebe Leser:

Ich hatte mich bereits auf das nun wieder neuentdeckte Oktoberfest in SanBer gefreut. Speziell schon aufgrund meines Glücks eine der relativ teuren Eintrittskarten gewonnen zu haben. Ich begab mich frühzeitig zum "Country Club San Bernardino" und wollte mir schon gegen 18 Uhr die Vorbereitungen anschauen. Zu meiner Überraschung waren schon die meisten deutschen Warenverkäufer für den ersehnten Ansturm, von angeblich tausenden Besuchern, mit Brot und Würstchen gewappnet. Die Leute des Bierausschankes waren auch schon da , und deren Zelte und Theken schienen auch schon fertig. Die Dekorationen ershienen zwar auf dem ersten Blick ein wenig simpel, aber es sollte ja auch ein eher kulturell-zusammenbringendes Fest werden, und  keinen Kulturschock verursachen. Alles war sauber, und nun war es auch schon 19 Uhr geworden. Das Tor schloss sich, und die ersten Eintrittskarten wurden verkauft und eingelöst.

Also, man hatte sich auch schon bei der anliegenden Strasse vergewissert, dass die fähigen Parkwächter  auf unsere Autos,- für den Wert von 10.000.- Gs.-, auch aufpassen würden. Kam man nun zum Eingang, gab man sein Ticket zum entwerten ab, oder man konnte sich bequem eines für 40.000.- Gs. kaufen. Kurz darauf, ging man zum "Souvenir-Stand" und hatte die Auswahl zwischen einem Weissbierglas für 20.000.- Gs. (ohne Füllung) oder einem "Humpen" für 25.000.- Gs. (mit einer Füllung), nebst T-Shirts, Hüten und anderer teurer Memorabilia. Mit Geld wurde auch nicht gehandelt, denn man musste sich seine Tickets für Getränke und Essen, an einem  Stand kaufen. Nach dem Ticketkauf ging man einfach nur zum gewünschten Stand , und liess sich seinen Bierseidel auffüllen oder die guten deutschen Speisen in die Hand drücken.
Für reichlich Sitzgelegenheit war auch gesorgt, denn man zählte ja auch mit einem Hauptambiente, wo die Tanzvorführungen und die Live-Musik spielen sollte, mit bestimmt über 250 Tischplätze. Draussen waren zwei grosse Festzelte mit Disco für die etwas jüngeren Besucher, mit Tisch- und Sitzgelegenheiten für bestimmt weitere 500 Leute. Ausschankzelte waren wohl auch bis zu einem Dutzend da, also, es schien alles gut geplant und eifrig vorbereitet zu sein.

Nun waren die ersten Besucher  angekommen. Das Fest fing mit einem von zwei langen und nervenzermürbenden Stromausfällen an. Man verfluchte ein wenig die Ande und fragte sich warum ein so teurer und respektabler Klub kein Notstromagregat hatte, aber man versuchte sich nicht den ganzen Spass  verderben zu lassen, und munkelte im dunkeln mit Bekannten Stimmen vor sich hin. Essen und Trinken stand ja schon kalt sagte man sich, und ging frohen Mutes auf den Ticketstand zu, wo einem dann gesagt werden musste, dass die Kassen noch nicht gebracht wurden, und dass die Tickets fehlten. Leider musste man nun über eine Stunde im dunkeln, ohne Licht, Musik, Trinken, Essen oder angenehmer Sitzgelegenheit, vor sich dahinkauern. Aber!; gegen 20:20 Uhr war es dann  endlich soweit! Die Tickets waren da und die Kasse schien zu stimmen! Es war ja auch kein Beinbruch beim Kerzenschein und Handylicht sich in gebrochenem Spanisch oder gestammeltem Deutsch so einige Papierfetzen für das kühle Nass oder das leckere Essen, zu besorgen: "Es war halt romantisch!".

"Jetzt aber den Durst löschen!", sagte man sich, und rannte Richtung Ausschank, wo einige Gestalten hinter der Theke beteuerten, dass es nicht ihre Schuld sei, dass die Biersäulen nicht gingen, denn wir hatten ja keinen Strom! Also, egal; man rannte zurück zum Ticketstand, tauschte die teuren 10.000.- Gs. Tickets für etwas billigere 8.000.- Gs. Bons, und wechselte einfach den Schein für Brahma-Dosenbier, denn leider gab es ja nichts anderes! Wer nach den deutschen Bieren suchte, der konnte auch bei einem der Essensstände eine lauwarme "Cervisia" bekommen. Aber beim Teutates!; der Strom war wieder da! Und da gingen nun auch endlich die Zapfsäulen, zwar nur mit massig Schaum und warm wie Achselschweiss, aber es war nass!

Na gut. Jetzt konnte auch das ersehnte Oktoberfest beginnen. Es normalisierte sich sogar nach dem nächsten mindestens 30 minütigen Stromausfall! Die Musik verwandelte sich jetzt auch,- Dank der Volksliedergruppe "Die Lustigen Musikanten"-, in etwas relativ typisch deutsches, und wurde von der Tanzbesetzung,- ebenfalls aus Colonia Independencia-, mit heiterer Stimmung unterstützt. Leider traute sich keiner der Anwesenden den einen oder anderen Schritt auf der sorgfältig-vorbereiteten Parkettbühne zu wagen, aber man beobachtete, fotografierte und filmte mit grossem Interesse. In Sachen typischer Trachten waren leider auch nicht viele der Anwesenden überzeugend, aber der eine oder andere Enthusiast kam auch schon mit eigenem Hut oder Lederhose, oder entsprechend die Damen: mit Dirndl oder gefaltetem Rock. Zum Glück halfen die netten Organisatorinnen am Souvenirstand mit dem Verkauf von Hüten (á 40.000.- Gs.), was einige auch mit Wohlwollen berappten.

Weiterhin, konnte man verständlicherweise auch nicht mit dem Einzug der "Wiesnwirte" rechnen, aber der eine oder andere Besucher dachte schon, dass der Bürgermeister den bekannten Fassanstich,- wenn auch nur symbolisch-, machen würde; da fehlte aber leider das entsprechende Bier, denn leider wurde das "Brahma-Chopp" und das "Budweiser" nicht in den traditionellen Fässern geliefert, und die Brahma-Dosen waren wohl leider auch nicht das Wahre. Schade. Wie aber schon vorher erwähnt, konnte man sich einer Flasche lauwarmen Hefebieres bedienen, insofern noch nicht alle weggekauft waren. Die so typischen Attraktionen konnte man leider auch nicht anbieten, denn der Aufwand für das sonst doch mindestens 16-tägige Aufgebot des Oktoberfestes, welches leider in SanBer nur gerade 6-8 Stunden lief, war einfach zu gross.

Also gut; wollen wir doch einmal "die blanken Fakten" darlegen:
1- In Sachen Höhepunkte,- abgesehen vom Eintrittspreis von 40.000.- Gs.+10.000.- Gs. Parkgebühr-, konnte man nur die Darbietung der Musikanten und Tanzbesetzung aus Colonia Independencia zählen, denn es gab weder Einzug irgendwelcher "Brahma" oder "Budweiser" Wiesnwirte, Fassanstich des Oberbürgermeisters (noch eines "Intendente"), oder einen Trachtenzug.

2- Die Attraktionen blieben komplett aus.
3- Es gab keine,- wie angesagt-, Auswahl an deutschen Bieren, sondern nur amerikanisches oder inländisches Bier.
4- Das Essen und die Leckereien waren zwar überwiegend deutscher Tradition (Dank einiger tüchtiger und treuer Produzenten unserer Region, wie "Ralph"), aber, man wurde mit dem Warten von über einer Stunde auf die Getränke- und Essensbons, sehr hart auf die Probe gestellt!
5- Die anfängliche musikalische Stimmung mit den brasilianischen Hits, wurde zum Glück einige Stunden nach Anfang des Festes, durch "Die Lustigen Musikanten" zu einer deutschen Tradition zurückerobert.
6- Zu Beginn wollte man die Tischplätze im Hauptgebäude für 10.000.- Gs. pro Person vermieten, aber man verwarf diesen Gedanken sehr schnell, als man merkte, dass der riesige Ansturm an Besuchern irgendwie ausblieb!
7- Der so teure und privilegierte Klub hatte leider keinerlei Notbeleuchtung noch Notstrom, und die Lichverhältnisse der Beleuchtung (als Ande uns wieder mit Strom bereicherte) erinnerten eher an eine schmuddelige Taverne, als an ein Oktoberfest.
8- Für Sicherheit schien aber gesorgt, denn bereits um 18:00 Uhr versammelten sich die lokale Polizei und ein Trupp von über einem dutzend Polizisten der Caminera an beiden Extremen der Hauptstrasse; denn, man wollte ja keine unnötigen Beschwerden wegen des Ansturms an Autos, Bussen und dergleichen, bekommen.

Die meistgehörten Aussagen unter den Besuchern:
1- Es handle sich hier um "eine Abzocke", und der nächste Besuch "werde klar und deutlich ausgelassen".
2- Die Anwesenheit des Bürgermeisters wäre "angemessen" gewesen, aber Er musste wegen einer familiären Heirat, leider bis spät am Abend ausbleiben.
3- Man hätte mit wenigstens "einen ganzen Tag, so mit Frühschoppen, gerechnet", und nicht nur einige Stunden zwischen Nachmittag und den frühen Morgenstunden.
4- "Wo gibts denn sowas? Ein Oktoberfest und kein deutsches Bier?, nicht mal aus der Flasche?"
5- "Warum gibt es nur Bier, Cola und Wasser? War der Wein oder eine Weinschorle zu teuer?"
6- Haette man "die Organisation mit den Essens- und Bierbons" nicht wenigstens pünktlich zum Beginn hinkriegen können?
7- "Wo finde ich denn hier einen Mülleimer?"
8- "Muss ich denn andauernd rausgehen um mir ein Bier oder Würstchen zu holen?"
9- "An ein solches Oktoberfest werde ich mich noch lange erinnern können" (verstehe man wie man will!)

Das letzte Wort, ohne irgendjemanden auch nur versuchsweise auf die Füsse treten zu wollen, ist privat, wie folgt: "Ich werde mich auch noch viele Jahre an dieses Fest erinnern können. Der Charme eines Oktoberfestes war sogar noch viel näher beim Frühschoppen in einem oder zwei  der umliegenden Restaurants der Gegend, deutlicher spürbar, als bei uns in SanBer. Meine Freunde, Bekannte und Ich selbst waren so deutlich enttäuscht, dass es wohl das letzte Mal in der Geschichte dieses Jahrzehntes war, in dem wir beim Oktoberfest in SanBer waren. Unser Beileid an die wenigen Leute die sich doch so viel Mühe gegeben, und die Hoffnung bis zum Schluss nicht aufgegeben haben: Seid nicht traurig, denn es war doch schon eine einmalige Sache!"

Viele liebe Grüsse aus SanBer, Carlos

Geschrieben von Carl P. Sommerlad – Vereidigter Übersetzer N° 1.078 Deutsch-Spanisch. Folgen Sie unter www.sprachen-fuessler.blogspot.com, oder mail: carlphilipsommerlad@gmail.com – Tlf. 0982.87.85.64

2 Kommentare:

  1. Hallo nach SanBer aus Bayern.
    Nur zum Trost, bei uns in Bayern ist das Oktoberfest auch nicht mehr das, was es einmal war.
    Der Bierpreis von Euro 8.- - Abzocke.
    Hat man einen Sitzplatz ergattert, muss er mit einem Mindestverzehr von Euro 55. - pro Person verteidigt werden.
    Das ist nicht schwer, da das billigste Essen auch schon über 12 Euro kostet. ;-)
    Die ach so traditionellen Fahrgeschäfte sind schön anzusehen, aber dann so extrem, dass man sich mit dem Ansehen denn auch begnügt.
    Was man sehen kann sind dann die vielen Touristen aus aller Herren Länder, für die wir hier diese Show hauptsächlich abhalten.
    Was zusehens zunimmt, ist der Randalismus. Das erfordert dann auch schon mal zwanzig Ordner und mehr pro Festzelt und viele dutzend Zusätzliche draußen unter den Besuchermassen.
    Konnte man früher noch mit seiner Liebsten (oder umgekehrt) zwischen zwei Maß Bier durch die Straßen gehen und ihr eine Rose am Schießstand schießen, oder ein Lebkuchenherz erwerben, so ist dies nur noch Sonntag Vormittag machbar aus den oben genannten Gründen.
    Der Platz ist aufgegeben und ab 8 Uhr Abends ist auch keiner mehr zu bekommen.
    Es geht nur um eines - Kommerz.
    Und darin toppen wir uns Jahr für Jahr.

    Es sind doch sehr unterschiedliche Empfindungen zu solchen Massenveranstaltungen, die uns interkulturell bewegen nicht mehr teilzunehmen.
    Dabei finde ich, hatte die Veranstaltung in SanBer noch etwas von Abenteuer und Romantik.

    Liebe Grüße aus Bayern,
    Euer Stephan

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  2. Hallo Stephan,
    danke für die lieben Grüsse und deine Perspektive aus Bayern. Das hilft sogar ein wenig zu verstehen was hier eigentlich passiert ist. Vielleicht könnte ich zu altmodisch mit meinen wenigen Jahren sein, oder möglicherweise zu kritisch. Ich war nur leider sehr enttäuscht und dachte mir, dass wenigstens einige Sachen so sein müssten wie ich es noch kenne - also, aus den Zeiten wo man,- wie Du sagst-, "noch mit seiner Liebsten (oder umgekehrt) zwischen zwei Maß Bier durch die Straßen gehen und ihr eine Rose am Schießstand schießen" konnte - war wohl nix. Traurig. Man hätte einfach versuchen sollen es etwas typischer, traditioneller, oder wenigstens nicht so teuer für die Leute machen sollen, die noch keine richtige Erfahrung mit einem Oktoberfest hatten. Nun denke diese armen Leute vielleicht sogar, dass DAS nun normal und traditionell war. Na gut, wollen wir hoffen und warten auf die Dinge die noch kommen mögen! :) Viele liebe Grüsse zurück aus SanBer, Carlos

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