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San Bernardino, Cordillera, Paraguay
DE - Ich bin Übersetzer in modernen Sprachen (Deutsch, Englisch und Spanisch) ES - Soy traductor en idiomas modernos (alemán, inglés y español) UK - I am a translator in modern languages (english, german and spanish) TRADUCTOR PÚBLICO N° 1.078 - KONTAKT/CONTACTO: carlphilipsommerlad@gmail.com / csommerlad@hotmail.com

Samstag, 14. April 2012

Befangenheit der Zuwanderer und Weltansehen der Menschen in Paraguay.


-WEN ES INTERESSIERT / A QUIEN LE CONVENGA O INTERESE / TO WHOM IT MAY CONCERN -

Nun, liebe Leser, Freunde, Bekannte, Voll- oder Freizeitblogger, und Dergleichen. Ich eröffne diese kleine hobby-didaktische Runde aus dem schönen Paraguay, mit einem Thema, das schon viele meiner hergezogenen Landsleute, angesprochen haben. Es handelt sich um die Voreingenommenheit oder Befangenheit gegenüber diesem Land und dessen aussergewöhnlichen Menschen: den Paraguayern.

Da ich viele Jahre meines Lebens bereits mit den folgenden und ähnlichen Stereotypen zu kämpfen hatte, ist auch mir diese Thematik nicht neu. Ich war selbst immer ein Ausländer (sogar im eigenen Land), und habe schon früh genug lernen müssen, dass persönliche Meinungen mancher Leute,- egal welcher Herkunft-, immer wieder auf mich und die Meinen, zurückfallen würden; ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten und dem bösen Blut, die solche Äusserungen und gefälschte Sachverhalte fördern.

Als Schulkind gab mir die spanische Kultur schon einen Vorgeschmack wie schwierig es als “Extranjero”, war; speziell als “Alemán” (und Dies waren noch die angenehmsten Wörter die aus den meist-kindlichen Mündern kam) Die anderen Kinder ausländischer Abstammung hatten es natürlich auch nicht einfach, und obwohl man sich meistens nicht ausstehen konnte, wusste man, dass man etwas gemeinsam hatte: das schwierige Dasein als Aussenstehender (zumindest zum Teil), die,- nach meiner Meinung-, zwar veralteten, aber noch recht aktuellen Stereotypen, und die Gewissheit, dass man besser sein musste als die hiesigen Jugendlichen und Mitschüler (um im Leben was erreichen zu können). Als junger Bursche, oder Heranwachsender war das auch nicht viel anders, nur da wurde einem diese Ungerechtigkeit erst bewusst, und man litt auch schon ein wenig mehr unter bösen Situationen, wie Ausgeschlossenheit, Neid,- der sich meistens in provozierenden Hänseleien oder wortstarken Beleidigungen dummer “Deppen”, vor jungen Mädchen oder sogenannten Freunden, profilierte-, oder einfach nur in der Missgunst der spanischen Mitbürger, wenn man irgendwie auf das Thema gekommen war.

In den Ferien in meinem Geburtsland war das zu meiner damaligen Überraschung, auch nicht anders: es war zwar toll und ungewohnt, aber die Distanz zu den Gepflogenheiten (gegenüber den etwas lockereren südlicher Länder) war auch in den Augen und Stimmen der anderen Jugendlichen zu spüren, vor Allem, wenn man auf das eigene Heim angesprochen wurde.

Nun denn, ich hatte das Glück, dass mich solche Zustände “...eingeschränkter (...) Urteilsfähigkeit...” dieser mir-begegneten Personen, nicht zu sehr haben deprimieren, oder gar in meiner positiven Entwicklung mich stoppen lassen. Vielleicht war es sogar ein Segen, wodurch ich die aufbauenden Worte meiner Mutter, oder die gutgemeinten Ratschläge der wirklichen Freunde, habe erst richtig verstehen können. “Du musst besser sein als jeder Einheimische”; “Du bist einfach zu besonders/zu guterzogen”; “Das sind alles nur Ignoranten”; “Das ist der Neid, der sich Luft macht”, oder noch so viele mehr. Zumindest kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich dadurch wirklich ein wenig stärker,- und ich glaube sogar gerechter-, geworden bin. Leider hat der Jähzorn und die aufbrausende Wut eines etwas idealistisch-eingestellten Grünschnabels auch seine Spuren bei mir hinterlassen; aber wer kann denn sagen, dass man frei von Fehlern oder gar Schuld ist? Ich bestimmt nicht.

Das sogenannte Allerwelt-Almanach, das den Duden und den akademischen Stolz der Deutschen aus früheren Zeiten (wie in den Erzählungen der Eltern, bzw. Grosseltern, oder bei mancher Anspielung in aussortierten Geschichtsbuch-Ausschnitten), ersetzt zu haben scheint, sprich Wikipedia, beschreibt diesen Zustand wie folgt: “Zustand eingeschränkter (d. h. nicht unabhängiger) Urteilsfähigkeit einer Person aufgrund einer im Speziellen vorliegenden persönlichen Motiv- oder Sachlage oder eingeschränkten Urteilsvermögens auf Grund von einseitig, d. h. nicht in ausgewogenem Verhältnis vorliegenden Vorabinformationen bezeichnet. Befangenheit liegt bereits vor, wenn es nur Gründe für Zweifel an der Unparteilichkeit eines Entscheidungsträgers gibt.” (Wikipedia: Befangenheit – unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Befangenheit).

Trotz der etwas herablassenden Beschreibung, die ich der Internet-Enzyklopädie gegeben habe, erscheint diese Erläuterung relativ schwierig zu verstehen, oder gar zutreffend. Einfacher, würde ich lieber ein moderneres und wortverwandteres Synonym benutzen, das viele von uns besser kennen werden: den Stereotyp.

Alle Nationen scheinen Ihn zu kennen, und haben in der einen oder anderen Art, dieses “Klischee” oder diese “Vorurteile”, schon am eigenem Leib erlebt. Die Franzosen sind Frosch-essende, unpünktliche, mit einem Baguette unter dem Arm und einer Art Baskenmütze und Schnurrbart versehende Moralisten. Italiener sind heissblütige und temperamentvolle, meist chauvinistische Draufgänger. Engländer sind angeblich weltoffene, exzentrische, Tee-trinkende, schmale und gutgekleidete Gentleman, mit wenig Sinn für Humor und dem dünnsten Kochbuch der Welt. Und so geht die ganze zutreffende oder falsche Voreingenommenheit halt eben weiter. Es ist sogar sehr witzig, und man schmunzelt auch gar sehr gerne selbst über solche Beschreibungen,- nebst dem Belächeln der Eigenen-, aber jeder hat schon das eine oder andere Klischee angesprochen, oder sogar selber angewendet. Selbstverständlich kommt man auch in Paraguay auch nicht drum herum, Solche, oder ähnliche Beschreibungen zu lesen, hören, oder gar selber zu machen. Man ist ja selbst nicht immun gegen solche kleinen Schändlichkeiten.

Nun denn, der Paraguayer ist angeblich “faul”, “unterzivilisiert”, “dumm”, “geschmacksarm”, “[ein] Abzocker”, und noch so vieles Negatives mehr. Weiterhin werden aber auch positive Eigenschaften den Menschen aus dem Land, zugeschrieben: Sie sind “sehr stolze”, “nette”, “freundliche, aber etwas zurückhaltende” Leute. Die Frauen sind öfters als die “best-aussehendsten” und “hübschesten” von Südamerika, angesehen, aber auch als “kühl” und “brutal-berechnend”, abgestemmpelt. Die Männer sind meist “kleine und aufgestumpfte”, “chauvinistische” “Betrüger”, die zu dumm zum “Mango schütteln” sind. Naja, also man kann sich zumindest die eigene Meinung, dazu bilden.

Wie die meisten Stereotypen, werden Diese, von engstirnigen, ungebildeten und meist verbitterten Mitbürgern ausländischer Abstammung, in den verschiedenen betroffenen Ländern, verbreitet. In unserem Zeitalter meistens über das so schlaue und schnelle Internet (sollte man es geschafft haben eine gute Verbindung in Paraguay von den hiesigen Anbietern, zu bekommen; was manchmal garnicht so einfach ist, obwohl es doch viel Geld,- vergleichsweise mit Europa-, kostet). Hier fiel mir schon vor Jahren auf, dass eine Unmenge an deutschen Landsleuten es hierher verschlagen hat, aber Diese trotzdem nicht glücklich zu sein scheinen. Die Blogs, sozialen Seiten, Reiseberichte, Online-Tagebücher, usw., sind voll von negativer und zerschmetternder Kritik über das Land, die Leute, und die Umstände. Was einen noch stutziger macht, ist, dass diese armen und gequälten Menschen es hier so lange ausgehalten haben, und es immer noch weiterhin tun. Manchmal denke ich, wir sollten eine Spendenaktion für arme gestrandete Deutsche in Paraguay, ins Leben rufen. Da fällt es einem sehr schwer sich über das Leid dieser armen “Cowboys”, oder arme adlige Deutsche, hinwegzuschauen, wenn doch diese faulen, unzivilisierten Abzocker des Landes Paraguay, mit ihren kleinlichen Problemen, wie Kinderarmut, fehlenden Sozialstaat, Obdachlosigkeit und jahrzehntelanger Knechtschaft, die wirklichen Probleme der armen ausgewanderten und fleissigen Deutschen, versuchen unter den Teppich zu kehren. Eine Schande, kann man da nur sagen. Sie sollten sich schämen (!). Vor Allem, sollte man doch berücksichtigen, dass die Europäer doch nur ihr gutes Recht verteidigen, das ihnen nun hier in der südlichen Hemissphäre geraubt wurde.

Naja, vielleicht habe ich zuviel Sarkassmus benutzt, aber leider fehlen solche eigenartigen Texte und Schriftzüge nicht, und ich wünschte mir wirklich, die Paraguaygeschädigten könnten doch bald wieder in den Schoss der europäischen Vorsorge zurückkehren. Man kann da nur viel Glück wünschen, und hoffen, dass wir ohne die gutgemeinten Ratschläge von diesen (unseren Landsleuten) durchkommen. Vielleicht hilft auch der fehlende,- ich meine natürlich-, der vorbildliche und erzieheriche Respekt, wie “...Paraguay [ist] ein Land von extrem Katholikern...” (hier möchte ich feststellen, dass absolute Religionsfreiheit hier herrscht, und jede nur denkbare Religion angesiedelt ist); und, dass “Zimmermann Junior” (muss hier erklärt werden WER so von diesem so respektvollen und gepeinigten Deutschen, gemeint ist?) doch vielleicht ein kleines gutes Wort bei unserem Schöpfer, eingelegt werden sollte? Zumindest meint vielleicht der arme Mensch, dass unsere Gastgeber, die “mit extrem lauter Musik (...) nerven und sich den A..sch zu zu saufen und seine Verwandten einzuladen...” (verzeihen Sie dieses Zitat meines Landsmannes, denn er hat doch so viel durchgemacht!) ein Gebet für Ihn zwischen dem so vollen beschriebenen Programm, halten sollten? Vielleicht (nicht!)

Zurück zur Sachlage. Die vielen Leute unter uns, die vielleicht nicht ganz so schlimm über unsere Gastgeber urteilen, sind auch bestimmt Diejenigen, die etwas Verantwortung über die positiveren Stereotypen des Paraguayers und dem Land, haben (ich danke Ihnen gerne, dass Sie mich nicht mit solchen Figuren, wie dem Zitierten “Deppen”, alleine dastehen lassen) Ich danke Ihnen auch, dass Sie sich bestimmt einigermassen mit “ausgewogenem Verhältnis vorliegenden[r] Vorabinformationen”, in Ihrem Leben leiten lassen, und nicht gleich ihre guten Manieren vergessen; denn Eines habe ich in den vielen Jahren meiner Jugend, gelernt: “Man muss sich den Gepflogenheiten des Gastlandes anpassen”, und vor Allem, Respekt gegenüber seinen Mitmenschen haben.

Paraguay ist,- wie ich schon so schön in meiner Beschreibung von San Bernardino, angedeutet wurde -, ein wunderschönes, grünes und entdeckenswertes Land, mit freundlichen, netten, und stolzen Menschen, die,- wie überall in der Welt-, lange nicht perfekt sind, aber mit den besten Vorsätzen in eine tolle Zukunft schauen. In eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es Abzocker gibt, und Ungerechtigkeiten an der Tagesordnung sind. Hierzu sind natürlich Ausländer mit vielen Euros oder Dollar in der Tasche, das beliebteste Ziel. Inkompetenz oder gar Dummheit am Arbeitsplatz ist auch ein Problem, was auch manchmal mit Überheblichkeit oder Ausnutzung der eigenen Position, einhergeht. Bestechung und Korruption gibt es auch noch, aber wie überall, versucht man dem Problem Herr zu werden; wobei sich in den letzten Jahren schon vieles verbessert hat.

Die Frauen sind wirklich (mit Verlaub; und Respekt für die Andersdenkenden – denn über Geschmack lässt sich wirklich nicht streiten) die Hübschesten, und die so oft gelesene Angabe “Ratio zwischen Frauen und Männer = 6 zu 4”, stimmt wirklich; und natürlich muss man wie überall vorsichtig sein, denn es gibt auch in unseren “alten” Ländern, Heiratsschwindler, gerissene Weiber und Abzockerinnen. Die Männer haben aber leider auch den schlechten Ruf, dass Sie chauvinistische Hurenböcke sind; was wohl daher kommt, dass nach dem grossen Drei-Länderkrieg, die Bevölkerung auf ca. 10% dezimiert war, und Männer nunmal aus geschichtlicher Hinsicht, extrem rar waren. Ansonsten scheint sich aber auch dieser Stereotyp verringert zu haben, und man findet durchaus auch sehr viele gebildete, gutaussehende, und sogar erofolgreiche Männer, die nicht wie erwähnt, faule, betrügerische und ungebildete Frauenschläger, sind. Abschliessend zum Thema “Frauen und Männer”, bzw. “Beziehungen in Paraguay”, sollte man den gesunden Menschenverstand anwenden, und wie überall, jede Beziehung (sei es freundschaftlich, geschäftlich, oder privat) mit Vorsicht geniessen.

Zum Schluss, möchte ich nur noch sagen, dass ich mir wünsche, das die Voreingenommenheit meiner ehemaligen Landsleute noch nicht zuviel Schaden bei meinen paraguayischen Brüdern und Schwestern angerichtet hat, und dass wir doch alle versuchen sollten, unsere eigenen Meinungen (mit vorsichtiger Erfahrung und Verständniss für den Nächsten), zu bilden. Mit freundlichen Grüssen aus SanBer, Carlos

2 Kommentare:

  1. Bravo Carlos. Die Natur des Menschen spricht aus dir. Leider haben viele verlernt auf die Natur zu hören. Ich hoffe dein Blog erreicht die richtigen um zum Nachdenken anzuregen und über das Sein sich im Klaren zu werden. Leider sind die Beschriebenen, d.h. ca. 90% zu engstirnig um sich davon angesprochen zu fühlen. Leider kämpfen auch wir Alemanen im eigenen Land mit der Ignoranz mancher Zuwanderer. Allerdings kommen diese aus Sozial schwächeren Staaten und verstehen dieses Leistungsorientierte und minimalistische
    Denken der Urbevölkerung nicht. Ist mir allerdings auch unbegreiflich. Lg aus: Good old germany.

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  2. Sehr gut beschrieben Carlos!

    Wir als Gäste in diesen schönen Land, sollten weniger auf Vorurteile hören - sondern auf das eigene Herz. Und wer seinen Mitmenschen als Mensch behandelt, wird auch als Solcher respektiert!

    Liebe Grüße
    Hans

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